Die FDP ist auf der Suche nach einem Nachfolger für Thierry Burkart als Parteipräsident. Ein freisinniges Schwergewicht nimmt sich jetzt aus dem Rennen. Andrea Caroni, Ständerat seit 2015 und FDP-Vizepräsident seit 2016, erklärt auf Anfrage: «Ich habe mich über die vielen Ermunterungen gefreut, aber trotzdem entschieden, dass ich mich nicht um das Amt bewerbe.»
Caroni führt dafür drei Gründe an: «Erstens kann man meiner Meinung nach nicht zugleich Parteipräsident und kleinen Kindern ein guter Vater sein.» Er wolle viel Zeit verbringen mit seiner 11-jährigen Tochter und dem 9-jährigen Sohn. Das Amt als Parteipräsident beanspruche einen aber fast rund um die Uhr.
Zweitens findet er die Kombination aus Nationalrat und Parteipräsident einfacher. «Wir Ständeräte sind Freigeister und weichen zuweilen von der Parteilinie ab.» Ein Parteipräsident könne sich das weniger erlauben.
Drittens weist Caroni darauf hin, dass er bis zum 1. Dezember Präsident der kleinen Kammer ist. Die FDP wählt ihren neuen Präsidenten am kommenden 18.Oktober. Die sechswöchige Übergangszeit wäre mit einem verstärkten Einsatz der Vizepräsidenten zu bewältigen. Caroni findet aber: «Die Bewerberinnen und Bewerber für das Präsidentenamt müssen etwa ab August öffentlich erklären, wo sie hinwollen mit der Partei und welche Themen im Fokus stehen. Ich kann das als Ständeratspräsident nicht – ich habe mich politisch zurückzuhalten.»
Der 45-jährige Ständerat aus Appenzell Ausserrhoden will also nicht auf Thierry Burkart nachfolgen. Zu den Anwärtern zählen nun noch: Nationalrätin Susanne Vincenz-Stauffacher, Nationalrat Andri Silberschmidt, Nationalrat und Fraktionschef Damien Cottier, Nationalrat Marcel Dobler sowie Ständerat Damian Müller.
Vincenz-Stauffacher teilt mit: Sie nehme sich in den etwas ruhigeren Sommerwochen Zeit, um eine Kandidatur zu prüfen. Silberschmidt erklärt, dass er im August kommunizieren werde. Wer FDP-Präsident werden will, sollte sich bis zum 20. August bei Nationalrat Beat Walti melden. Er führt die Findungskommission, die der Konferenz der kantonalen Parteipräsidenten bis zum 5. September einen Bericht zustellt.
Der erst 31-jährige Silberschmidt hat viele Fürsprecher in der Partei. Es ist aber bekannt, dass ihn die Kantonalzürcher FDP als Kandidaten für den Zürcher Regierungsrat gewinnen will. Die Freisinnigen besetzen derzeit nur einen Sitz in der siebenköpfigen Exekutive des bevölkerungsstärksten Kantons. Regierungsrätin Carmen Walker Späh wird 2027 wahrscheinlich nicht mehr zur Wahl antreten – die Zürcher FDP sucht nun zwei möglichst profilierte Bewerber, eine Frau und einen Mann.
Was sagt Ständerat Damian Müller? «Ich befasse mich intensiv mit dieser Frage, sonst hätte ich längst abgesagt», sagt er gegenüber «20 Minuten». Das Amt sei eine grosse Verantwortung. Wer diese Aufgabe übernehme, brauche ein starkes Team. «Für die kommenden Wochen habe ich mir genügend Zeit reserviert, um alles in Ruhe zu analysieren und Gespräche mit Menschen zu führen, deren Einschätzung für mich zählt.»
In Bezug auf das Profil des neuen Präsidenten meint Vizepräsident Andrea Caroni: Es sei wichtig, dass die neue Führungsfigur eingemittet in der Partei sei und nicht einem Flügel angehöre. Und er oder sie sollte beim Amtsantritt möglichst wenige bezahlte Mandate haben. «Der FDP-Präsident muss unabhängig agieren können.»
Einen neuen Präsidenten hat auch die Mitte-Partei kürzlich gewählt. Nationalrat Philipp Bregy ist wie Caroni Vater zweier kleiner Kinder – er ist aber zum Schluss gekommen, dass das aufreibende Amt mit einer Familie vereinbar sei. (aargauerzeitung.ch)